Andacht zum Gründonnerstag 2020

Alle Texte sind ausgedruckt; Noten für die Lieder sind im Evangelischen Gesangbuch zu finden (die Nummern sind jeweils angegeben).
Wer ein Lied nicht kennt, kann den Text auch einfach sprechen.
Wenn zwei oder mehr zusammen feiern können,

ist es gut, die Texte abwechselnd zu sprechen.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied EG 398:
1) In dir ist Freude in allem Leide,
o du süßer Jesu Christ!
Durch dich wir haben himmlische Gaben,
du der wahre Heiland bist;
hilfest von Schanden, rettest von Banden.
Wer dir vertrauet, hat wohl gebauet,
wird ewig bleiben. Halleluja.
Zu deiner Güte steht unser G’müte,
an dir wir kleben im Tod und Leben;
nichts kann uns scheiden. Halleluja.
2) Wenn wir dich haben, kann uns nicht schaden
Teufel, Welt, Sünd oder Tod;
du hast’s in Händen, kannst alles wenden,
wie nur heißen mag die Not.
Drum wir dich ehren, dein Lob vermehren
mit hellem Schalle, freuen uns alle
zu dieser Stunde. Halleluja.
Wir jubilieren und triumphieren,
lieben und loben dein Macht dort droben
mit Herz und Munde. Halleluja.

Bußpsalm (EG 727):
Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte
und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit.

Wasche mich rein von meiner Missetat
und reinige mich von meiner Sünde;

denn ich erkenne meine Missetat,
und meine Sünde ist immer vor mir.

An dir allein habe ich gesündigt

und übel vor dir getan,
auf dass du recht behaltest in deinen Worten und rein dastehst, wenn du richtest.

Siehe, die gefällt Wahrheit, die im Verborgenen liegt,

und im Geheimen tust du mir Weisheit kund.
Lass mich hören Freude und Wonne,
dass die Gebeine fröhlich werden, die du zerschlagen hast.

Verbirg dein Antlitz vor meinen Sünden,

und tilge alle meine Missetat. Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, gewissen Geist.

Verwirf mich nicht von deinem Angesicht

und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.
Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe,
und mit einem willigen Geist rüste mich aus.

Gnädiger, barmherziger, liebender Gott:
Schenke uns Vergebung, um Christi Willen.

Wir vertrauen auf Deine Zusage (Jesaja 1, 18):

Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Purpur, soll sie doch wie Wolle werden.

Lied EG 79:
1) Wir danken dir, Herr Jesu Christ,
dass du für uns gestorben bist
und hast uns durch dein teures Blut
gemacht vor Gott gerecht und gut
2) und bitten dich, wahr Mensch und Gott:
Durch dein heilig fünf Wunden rot:
erlös uns von dem ewgen Tod
und tröst uns in der letzten Not.
3) Behüt uns auch vor Sünd und Schand
und reich uns dein allmächtig Hand,
dass wir im Kreuz geduldig sein,
uns trösten deiner schweren Pein
4) und schöpfen draus die Zuversicht,
dass du uns wirst verlassen nicht,
sondern ganz treulich bei uns stehn,
dass wir durchs Kreuz ins Leben gehn.

Lesungen, Gedankensplitter, Lieder

Matthäus 26, 20-25
20 Und am Abend setzte er sich zu Tisch mit den Zwölfen.
21 Und als sie aßen, sprach er:
Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.
22 Und sie wurden sehr betrübt und fingen an, jeder einzeln zu ihm zu sagen: Herr, bin ich’s?
23 Er antwortete und sprach:
Der die Hand mit mir in die Schüssel taucht, der wird mich verraten.
24 Der Menschensohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht;
doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird!
Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre.
25 Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: Bin ich’s, Rabbi?
Er sprach zu ihm: Du sagst es.

Mit den Zwölfen feiert Jesus das Passafest, mit seinen engsten Freunden.
Wir feiern heute den Gründonnerstag im kleinsten Kreis, vielleicht ganz allein. Mit wem wäre ich heute gern zusammen?
Komme ich auf zwölf Personen? Viel mehr, viel weniger?
Wer von ihnen ist tatsächlich bei mir?
Nach wem sehne ich mich heute, und weiß doch, es wäre unmöglich,
auch ganz ohne Ausgangsbeschränkungen?
Weil der Mensch, nach dem ich mich sehne schon gestorben ist,
vielleicht sogar vor langer Zeit?
Oder weil mir das passiert ist, was Jesus hier vorherweiß:
Verrat oder Treubruch?
Im engsten Freundeskreis, in der Familie?
Und mit wem fühle ich mich verbunden,
auch wenn wir nicht beisammen sein können?

Herr, gnädiger Gott, beschütze und behüte sie.

Matthäus 26, 26-28
26 Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot,
dankte und brach’s und gab’s den Jüngern und sprach:
Nehmet, esset; das ist mein Leib.
27 Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus;
28 das ist mein Blut des Bundes,
das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.

Die Feier des Abendmahls fehlt uns heute besonders schmerzlich.
„Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er verraten ward: das ist heute …“ Brot und Wein fehlen, aber nicht die Worte, die Jesus zu uns spricht:
Das ist mein Leib …
Das ist mein Blut des Bundes, vergossen für viele zur Vergebung der Sünden. Die Zusage gilt uns,
auch wenn wir das Brot nicht essen und den Wein nicht trinken,
Leib und Blut Christi.
Für uns gegeben.

Lied EG 223:
1) Das Wort geht von dem Vater aus und bleibt doch ewiglich zu Haus,
geht zu der Welten Abendzeit,
das Werk zu tun, das uns befreit.
2) Da von dem eignen Jünger gar
der Herr zum Tod verraten war,
gab er als neues Testament
den Seinen sich im Sakrament,
3) gab zwiefach sich in Wein und Brot; sein Fleisch und Blut, getrennt im Tod, macht durch des Mahles doppelt Teil den ganzen Menschen satt und heil.
4) Der sich als Bruder zu uns stellt,
gibt sich als Brot zum Heil der Welt, bezahlt im Tod das Lösegeld,
geht heim zum Thron als Siegesheld.
5) Der du am Kreuz das Heil vollbracht, des Himmels Tür uns aufgemacht:
gib deiner Schar im Kampf und Krieg Mut, Kraft und Hilf aus deinem Sieg.
6) Dir, Herr, der drei in Einigkeit,
sei ewig alle Herrlichkeit.
Führ uns nach Haus mit starker Hand zum Leben in das Vaterland.

Matthäus 26, 29
Ich sage euch:
Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde
mit euch in meines Vaters Reich.

Viele haben Angst, um sich selbst, um ihre Liebsten. Jesus weitet den Blick, selbst über den Tod hinaus. Auch wenn wir gefangen sind in der Gegenwart,
ist uns doch Zukunft verheißen.Und es wird ein Fest sein,
bei dem wir mit Jesus vom Gewächs des Weinstocks trinken werden.

EG 83, 7:
Wenn endlich ich soll treten ein
in deines Reiches Freuden,
so soll dein Blut mein Purpur sein, ich will mich darein kleiden;
es soll sein meines Hauptes Kron, in welcher ich will vor den Thron des höchsten Vaters gehen
und dir, dem er mich anvertraut, als eine wohlgeschmückte Braut an deiner Seite stehen.

Matthäus 26, 31-35
30 Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg. 31 Da sprach Jesus zu ihnen: In dieser Nacht werdet ihr euch alle ärgern an mir; denn es steht geschrieben (Sacharja 13,7):
»Ich werde den Hirten schlagen,
und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.«
32 Wenn ich aber auferstanden bin, will ich vor euch hingehen nach Galiläa.
33 Petrus aber antwortete und sprach zu ihm:
Wenn sich auch alle an dir ärgern, so will ich doch mich niemals ärgern.
34 Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir:
In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.
35 Petrus sprach zu ihm:
Und wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen.
Das Gleiche sagten auch alle Jünger.

Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander.
Vollmundig verspricht Petrus seine Treue; das Gleiche sagten auch alle Jünger. Jesus weiß: Es wird anders kommen.
Und wir wissen:
Keiner unter uns, der für sich selbst die Hand ins Feuer legen könnte.

Lied EG 358, 1:
Es kennt der Herr die Seinen und hat sie stets gekannt, die Großen und die Kleinen in jedem Volk und Land. Er lässt sie nicht verderben, er führt sie aus und ein; im Leben und im Sterben sind sie und bleiben sein.

Matthäus 26, 36-38
36 Da kam Jesus mit ihnen zu einem Garten, der hieß Gethsemane, und sprach zu den Jüngern:
Setzt euch hierher, solange ich dorthin gehe und bete.
37 Und er nahm mit sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus
und fing an zu trauern und zu zagen.
38 Da sprach Jesus zu ihnen:
Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet mit mir!

Lied EG 789, 2 (einmal oder mehrmals): Bleibet hier und wachet mit mir,
wachet und betet, wachet und betet

Matthäus 26, 39-40
39 Und er ging ein wenig weiter,
fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach:
Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst!

Lied EG 65, 3:
Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand

Matthäus 26, 40-41
40 Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Konntet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?
41 Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt!
Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.

Lied EG 789, 2 (einmal oder mehrmals): Bleibet hier und wachet mit mir,
wachet und betet, wachet und betet

Matthäus 26, 42-46
42 Zum zweiten Mal ging er wieder hin, betete und sprach:
Mein Vater, ist’s nicht möglich,
dass dieser Kelch vorübergehe, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille! 43 Und er kam und fand sie abermals schlafend,
und ihre Augen waren voller Schlaf.
44 Und er ließ sie und ging wieder hin
und betete zum dritten Mal und redete abermals dieselben Worte.
45 Dann kam er zu den Jüngern und sprach zu ihnen:
Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen?
Siehe, die Stunde ist da,
dass der Menschensohn in die Hände der Sünder überantwortet wird.
46 Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät.

Die Stunde ist gekommen, Jesus nimmt das Kreuz auf sich.

Lied EG 83, 3:
»Ja, Vater, ja von Herzensgrund,
leg auf, ich will dir’s tragen;
mein Wollen hängt an deinem Mund,
mein Wirken ist dein Sagen.«
O Wunderlieb, o Liebesmacht,
du kannst – was nie kein Mensch gedacht – Gott seinen Sohn abzwingen.
O Liebe, Liebe, du bist stark,
du streckest den in Grab und Sarg,
vor dem die Felsen springen.

Gebet:
Herr unser Heiland,
wir beten für deine Kirche,
für uns, die nicht zusammen feiern können, die sich sehnen nach deiner Nähe:
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.
Für alle, die Seelsorge aus der Ferne betreiben, die sich behelfen und die kreativ werden,
die für dein Wort neue Wege finden:
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.
Für alle, die Kranke pflegen,
die arbeiten bis zur Erschöpfung,
die sich selbst in Gefahr bringen:
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.
für alle, die das Haus nicht verlassen dürfen, die an der Einsamkeit leiden,
und an der Langeweile:
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.
für alle, die zu eng aufeinander sitzen,
die in Streit geraten,
die gewalttätig werden und Gewalt erfahren: 
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.

Für alle, die einkaufen gehen für Alte und Kranke,
für alle, die telefonisch den Kontakt halten,
für alle, die wege finden zu zeigen: Du bist nicht allein.
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.
Für alle, die Verantwortung tragen,
für Politiker, die das Leben der Menschen einschränken müssen,
für Ärzte, die zur Entscheidung über Leben und Tod gezwungen sind: 
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.
Für alle, die ihr Geschäft schließen müssen,
die ihre Arbeit verloren haben,
die ihre Miete nicht mehr bezahlen können:
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.
Für alle, die an der Krankeit leiden,
für alle, die um ihr Leben kämpfen,
für alle, die gestorben sind.
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.
Stille/freies Gebet
Vaterunser

Segenspsalm EG 749:
1 Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?
2 Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
3 Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.
4 Siehe, der Hüter Israels
schläft noch schlummert nicht.
5 Der Herr behütet dich;
der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand, 6 dass dich des Tages die Sonne nicht steche
noch der Mond des Nachts.
7 Der Herr behüte dich vor allem Übel,
er behüte deine Seele.
8 Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.
Amen.